Was haben Craftbier, gelebte Toleranz und soziale Verantwortung gemeinsam? Auf den ersten Blick vielleicht wenig – doch für den Hamburger Verein St. Brauli gehören sie untrennbar zusammen. Zwei Hobbybrauer, die nicht nur für gutes Bier, sondern auch für eine gerechtere Gesellschaft brennen, haben ein Herzensprojekt ins Leben gerufen, das Biertrinken mit gesellschaftlichem Engagement verbindet. Wir haben mit Mitgründer Frieder Meier über die Idee hinter dem Verein, den besonderen Namen und die Vision gesprochen, die weit über den Zapfhahn hinausgeht.
Hintergrund & Motivation
➡ Wie entstand die Idee, Bierbrauen mit sozialem Engagement zu verbinden?
Anfang 2024 sind wir, zwei befreundete Hobbybrauer aus Hamburg, mehrfach mit tausenden Menschen auf die Straße gegangen – für Demokratie und eine gerechte Gesellschaft. Doch nach den Demos blieb eine Frage: Wie können wir unsere Werte auch im Alltag leben? Wie können wir aktiv dazu beitragen, unsere Gemeinschaft zu stärken? Aus diesen Gedanken heraus entstand die Idee zu einem eigenen Verein. Bier war dabei unser verbindendes Element – und die Idee von St. Brauli geboren.
➡ Was bedeutet der Name „St. Brauli“? Gibt es eine besondere Geschichte dahinter?
Inspiriert wurde der Name von St. Pauli – einem Fußballverein, der wie kein anderer in Deutschland für Vielfalt und Toleranz steht. Vereinsgründer Frieder Meier lebt seit 18 Jahren in Hamburg und ist tief mit den Werten von St. Pauli verbunden.
„Auch wenn manche es als Mainstream belächeln – es gibt keinen Verein, der so klar Haltung zeigt. Genau das wollen wir mit St. Brauli auch.“
Passend dazu gibt es aktuell eine Sonderedition: Kein Bier für Nazis.
➡ Welche Werte stehen im Mittelpunkt eurer Arbeit – und wie lebt ihr sie?
St. Brauli setzt sich für eine offene, vielfältige Gesellschaft ein. Für Menschen, die sonst übersehen oder ausgegrenzt werden. Für Toleranz und dafür, dass jeder Mensch so leben darf, wie er möchte. Dieses Engagement zieht sich wie ein roter Faden durch alle Aktivitäten des Vereins.
Bier & Braukunst
➡ Was macht eure Biere besonders?
Wir sind leidenschaftliche Hobbybrauer und lieben es, neue Sorten zu entdecken. Dabei geht es uns nicht um das perfekte Helle, sondern um Vielfalt und Überraschung. Wir wollen Menschen für regionale Craftbiere begeistern – und sie dazu einladen, Bier als Genussmittel zu erleben, nicht als bloßes Konsumgut.
➡ Wie wählt ihr eure Partnerbrauereien aus?
Uns ist der persönliche Kontakt wichtig. Deshalb arbeiten wir bewusst mit kleinen, lokalen Brauereien, bei denen wir den Brauer kennen – und einfach mal anrufen können. Große Lohnbrauereien würden vielleicht mehr Gewinn bringen, aber das passt nicht zu uns. Wir setzen auf echte Beziehungen statt anonyme Produktion.
Soziales Engagement
➡ Eure erste Spende ging an die Tochter einer verstorbenen Freundin – wie hat euch das geprägt?
Die Übergabe des symbolischen Schecks war ein sehr emotionaler Moment. Tränen flossen – und das Gefühl war stark, dass unser Engagement etwas bewirkt. Natürlich verändert eine Spende nicht alles, aber sie sendet ein klares Zeichen: Du bist nicht allein. Es gibt Menschen, die für dich da sind.
➡ Welche sozialen Projekte möchtet ihr künftig unterstützen?
Der Verein setzt sich jedes Jahr ein neues Spendenziel. Für 2025 ist angedacht, ein Beratungsangebot für queere Jugendliche zu unterstützen – sofern die Organisation zustimmt. Uns ist bewusst, dass Alkohol auch Schattenseiten hat. Deshalb schauen wir genau, welche Projekte zu unseren Werten passen.
➡ Welche Rolle spielt der geplante Spendenlauf?
Der Spendenlauf war schon lange ein Wunsch – jetzt wird er Realität. Sportlich aktiv sein und dabei Gutes tun: Diese Kombination passt perfekt zu St. Brauli. Mit dem Lauf wollen wir Aufmerksamkeit schaffen und Spenden für unser Jahresziel sammeln.
Nachhaltigkeit & Zukunft
➡ Wie setzt ihr Nachhaltigkeit konkret um?
Unser Motto: lieber viele kleine Aktionen als unrealistisch große Ziele. Wir sammeln zum Beispiel Kronkorken, die wir bei Hanseatic Help abgeben – pro Stück gibt’s einen Cent. Unser Partnerhotel hat in drei Wochen fünf Kilogramm gesammelt. Auch persönliche Initiativen wie NABU-Mitgliedschaften fließen in unsere Arbeit ein.
➡ Wie kann man euch unterstützen?
Bei St. Brauli gibt es keine verpflichtenden Termine – nur echte Begeisterung. Jeder kann sich punktuell einbringen: Beim Kronkorkensammeln, bei Events, oder einfach durch den Genuss unseres Bieres. Bald auch alkoholfrei! Und wer mag, kann sogar mit uns in der Elbe Eisbaden – für den guten Zweck.
➡ Wo seht ihr St. Brauli in fünf Jahren?
Wir wünschen uns mehr Sichtbarkeit und ein wachsendes Netzwerk. Charity-Dinner, regelmäßige Spendenläufe, neue Projekte – wir wollen mehr bewegen, aber ohne Zwang. Bier ist bei uns nie Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck: Menschen zusammenbringen, die etwas bewirken wollen.
Persönlicher Bezug
➡ Was war euer bisher schönster Moment?
Definitiv die erste Spendenübergabe – nach nur zwei Monaten Vereinsarbeit. Und jedes unserer monatlichen Treffen ist ein Highlight: neue Ideen, neue Freundschaften, gemeinsames Weiterentwickeln. St. Brauli ist für viele von uns ein Stück Heimat geworden.
➡ Gab es eine besondere Rückmeldung, die euch berührt hat?
Manchmal reicht ein kleines Lächeln: Wenn Menschen unser Logo sehen – auf T-Shirts, Pullis oder Etiketten – und kurz innehalten. Das zeigt uns: Unsere Botschaft kommt an.
➡ Warum habt ihr euch für die EthikBank entschieden?
Die Entscheidung war schnell klar. Privat war die EthikBank für mich schon lange die richtige Wahl – eine Bank, die nicht in zerstörerischen Kapitalismus investiert. Für unseren Verein mit seinen klaren Werten kam nur eine Bank infrage, die diese Werte teilt.