Bauer statt Banker

Wer bei der EthikBank eine Ausbildung anfängt, erlebt zu Beginn eine Überraschung. Denn anstatt sich mit frisch gespitztem Kugelschreiber vor den Computer zu setzen oder im Kundenzentrum den Beratern über die Schulter zu schauen, bekommen die Azubis eine Heugabel in die Hand gedrückt und werden auf den Bauernhof geschickt. Dort verbringen sie die ersten vier Wochen im Rahmen eines Praktikums, misten Ställe aus, füttern Tiere und übernehmen viele kleine Arbeiten, die auf dem Hof anfallen. So machen sie die Erfahrung körperlicher Arbeit und lernen die Lebenswelt vieler Kunden der Bank kennen. Das fördert das Einfühlungsvermögen, das bei zukünftigen Aufgaben nur nützlich sein kann. Außerdem machen sie sich mit ökologischen Themen vertraut, die auch zum Kern der EthikBank gehören.

Simon Zeiß hat jetzt bereits drei Wochen auf dem Bauernhof hinter sich und die Arbeit scheint ihm sichtlich Spaß zu machen. Er kennt sich inzwischen gut auf dem Gelände aus, grüßt lässig die Kollegen auf Zeit. Gerade füttert er die neugeborenen Kälber und berichtet abgeklärt: „Hier wird fast jeden Tag eines geboren.“ Genauso selbstverständlich, wie er die Versorgung der kleinen Rinder übernommen hat, geht er mit dem ungewöhnlichen Praktikum um. „Mir macht die Arbeit großen Spaß“, sagt der 16-Jährige. Allerdings mache er das auch nicht zum ersten Mal, gesteht er. In den Ferien habe er gelegentlich schon auf einem anderen Hof ausgeholfen.

Simon findet es gut, dass er nicht gleich im Büro gelandet ist. Er kann dem Praktikum sogar einen ganz eigenen Mehrwert abgewinnen. „Ich lerne hier auch auf besondere Weise, Verantwortung zu übernehmen“, sagt er. „Genauso wie ich mich im Stall um die mir anvertrauten Tiere kümmere, werde ich in der Bank mit dem Geld der Kunden verantwortungsvoll umgehen.“ Die Gefahr, dass er im Stall bleibe und seinen Dienst in der Bank nicht antrete, bestehe aber nicht, beruhigt er. „Ich freue mich auf die Ausbildung und auf die Kollegen, von denen ich einige schon während eines Praktikums kennenlernen durfte.“ Und wir freuen uns auf einen neuen jungen neugierigen Geist in unseren Reihen.

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