Anfang Oktober hat der Weltklimarat in einem Sonderbericht eindrücklich klar gemacht, dass die globale Erderwärmung schnellstmöglich auf 1,5 Grad Celsius reduziert werden muss, um die Auswirkungen des Klimawandels in den Griff zu bekommen. Einen Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn das nicht gelingt, hat der Rekordsommer 2018 geboten: Hitzewellen und lange Dürrezeiten verursachten gesundheitliche Schäden, Waldbrände, Ernteausfälle – und das nicht nur in Deutschland, sondern auf der gesamten Nordhalbkugel. Der Bericht des Weltklimarates lässt keinen Zweifel daran: Was heute noch extrem ist, wird in Zukunft gewöhnlich sein.
Es besteht also dringend Handlungsbedarf. Auch die Autoren des Berichts heben das unmissverständlich hervor: „Um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, erfordert es rasche, weitreichende und beispiellose Veränderungen in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft.“ Für die deutsche Politik scheint dieser Auftrag sichtlich zu groß zu sein. Denn seit Jahren bemüht sie sich eher zögerlich, das Ruder herumzureißen. Nicht selten bremsen Lobbyismus und ökonomische Interessen den Veränderungsprozess. Die weltweiten CO2-Emissionen steigen indessen stetig an.
Zentrale Aufgabe der Politik wäre es stattdessen, den Kampf gegen den Klimawandel in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Diskussion zu stellen. Dazu braucht es Aufklärung zum Klimawandel statt dessen Verharmlosung. Sowohl die Ursachen als auch die gravierenden Folgen eines „Weiter so“ für unseren Planeten müssen transparent gemacht werden. Auch das Wachstumsdogma der Wirtschaft muss angesichts endlicher Ressourcen hinterfragt werden. Wir müssten uns vergegenwärtigen, dass die gesellschaftlichen Zielsetzungen für eine emissionsfreie Welt neu definiert werden müssen. Nur mit einem gesellschaftlichen Konsens darüber kann echter Wandel entstehen.
Gerade in Deutschland ist Veränderung möglich. Die Energiewende hat gezeigt, dass eine konzertierte Anstrengung Früchte tragen kann. Die Treibhausgasemissionen wurden in diesem Sektor reduziert. Um den Weg konsequent weiterzugehen, müssen erneuerbare Energien stärker gefördert und Kohlekraftwerke schneller abgeschaltet werden – spätestens bis 2030. Dass dies möglich ist, ohne die Energieversorgung in Deutschland zu gefährden, belegen wissenschaftliche Studien. Verbraucher können hier ihren Einfluss geltend machen und Druck ausüben. Die Debatte um den Hambacher Forst beispielsweise hat der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen die Grenzen ihrer unsinnigen Haltung aufgezeigt und viele RWE-Kunden dazu veranlasst, ihren Energieversorger zu wechseln. Ökostromanbieter erleben großen Zulauf. Großkonzerne müssen ihre Ausrichtung ändern, um am Markt bestehen zu können.
Ähnliche Auswirkungen kann auch die bewusste Entscheidung für eine alternative Bank haben, die klimaschädliche Geschäftsfelder über strikte Investitionskriterien aus ihrem Portfolio ausschließt. Somit entziehen grüne Banken beispielsweise der Kohleindustrie die finanziellen Mittel und erhöhen somit den Druck auf eine Neuausrichtung dieser Unternehmen.
Auch im Verkehrssektor besteht dringender Handlungsbedarf. Der CO2-Ausstoß ist dort 2017 weiter gestiegen. Trotz abnehmender Bevölkerung fahren immer mehr Fahrzeuge auf deutschen Straßen – hauptsächlich mit Verbrennungsmotor. Die Politik ignoriert diese besorgniserregende Entwicklung weitgehend und überlässt das Heft des Handelns der Wirtschaft. Und die konzentriert sich weiter auf die Maximierung von Gewinnen und nicht auf die Minimierung von CO2-Emissionen. Automobilkonzerne manipulieren mit kriminellen Mitteln den Schadstoffausstoß ihrer Produkte und müssen dann nicht die finanziellen Konsequenzen tragen, um den Missstand zu beseitigen. Die Luftfahrtindustrie profitiert von der Steuerfreiheit auf Kerosin und kann klimaschädliche Inlandsflüge billiger anbieten als die Bahn Tickets für die gleiche Strecke. Hierbei ist die dringendste Forderung an die Politik, die Spielregeln innerhalb unserer Gesellschaft zur Reduzierung der CO2-Emissionen deutlich zu verändern. Dazu gehören neben der Energiewende und dem Wandel des Individualverkehrs auch die Förderung von technischen Innovationen und neuen Konzepten beispielsweise für den Güterverkehr oder den öffentlichen Personennahverkehr.
Neben Politik und Wirtschaft muss jeder einzelne Bürger seine Verantwortung wahrnehmen! Dazu braucht er allerdings richtige und verständliche Informationen. Deshalb muss die Politik den Bürgern die entsprechenden Informationen an die Hand geben. Nachhaltiger Konsum und klimagerechtes Verhalten können nur funktionieren, wenn die Umweltbelastung jeder einzelnen Kaufentscheidung sichtbar wird und sich auch im Preis eines Produktes wiederfindet. Die gesellschaftliche Subvention von Umweltschäden darf nicht länger zulässig sein. Durch diese Transparenz kann jeder Einzelne ein Produkt verantwortungsvoll beurteilen. So kann auch unser persönliches Verhalten zum gesellschaftlichen Wandel beitragen.
Die EthikBank sieht sich als ökonomischer Vertreter in der Pflicht, sich ebenfalls in die öffentliche Diskussion zum Klimawandel einzubringen, ihre Haltung klar zum Ausdruck zu bringen und die Politik zum Handeln aufzufordern. In einem umfangreichen Statement rufen wir dazu auf, sich stärker gegen die Erderwärmung und den damit verbundenen Klimawandel zu engagieren und stellen konkrete Forderungen an die Poliltik.
» Statement der EthikBank zum Klimawandel